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Wolfgang-Andreas Schultz

3. Symphonie – Symphonia Sacra

für Violine und großes Orchester mit Männerchor (2001-02, Neufassung 2022)

Die menschlich-persönliche Sphäre und die überpersönlich-rituelle zu verbinden, ist die eigentliche Problemstellung der 3. Symphonie. Sie besteht durchweg aus zwei Schichten: Basis sind Teile des gregorianischen Requiems, dessen Melodien in Anlehnung an die Traditionen des altrömischen Gesangs und der byzantinischen Musik ornamentiert und mit lang gehaltenen Borduntönen (Ison) versehen sind. Der rituelle Charakter dieser Schicht wird noch hervorgehoben durch eine vor jedem Abschnitt wiederkehrende Schlagzeugformel.

Darüber erklingt ein Violinkonzert mit der Solo-Violine als Stimme eines einzelnen Menschen, die menschlich-persönliche Ebene mit Lebensstationen von der Geburt bis zum Tod.

Die gregorianischen Gesänge, die von einem kleinen Männerchor gesungen werden, bleiben immer in ihrem sehr ruhigen Tempo und bilden den rituellen Raum, während die Symphonie bzw. das Violinkonzert aus der jeweils dargestellten Situation heraus eine ganze Skala von extrem ruhigen bis zu äußerst schnellen Tempi durchläuft. Da die beiden Schichten auch in ihrer Syntax voneinander unabhängig sind, wird der Eindruck entstehen, sich in zwei Welten bzw. zwei Zeitabläufen gleichzeitig zu bewegen, in der Weite eines spirituellen Raumes.