Media vita in morte
Ein Totentanz-Ritual für 3 Klaviere und 2 Schlagzeuge
„Media vita in morte …“ sind die Anfangsworte eines gregorianischen Hymnus, in der Nachdichtung von Martin Luther: „Mitten wir im Leben sind von dem Tod umfangen.“
Die Allgegenwart des Todes war im späten Mittelalter ein beherrschendes Thema, machte doch die damals wütende Pest alle Menschen gleich – soziale Unterschiede spielten angesichts des jederzeit drohenden Todes keine Rolle mehr. Damals entstanden Bilderfolgen, oft als Holzschnitte mit kommentierenden Versen, die den Tod zeigen, wie er mit Menschen aller Stände tanzt. Sieben solcher Bilder waren der Ausgangspunkt für die Komposition.
Zu Beginn steht aber erst einmal ein Ritual, dessen Klänge im Verlauf der Musik immer wieder auftauchen, so als ginge es unterschwellig, streckenweise unhörbar, immer weiter.
Als Erster tritt der tanzende Tod mit seinen Motiven auf, am Ende mit einer absteigenden Folge von Tritonus-Klängen. Danach folgen sieben Gestalten, die zunächst mit ihren Motiven charakterisiert und vorgestellt werden, die dann dem Tod begegnen und individuell unterschiedlich auf ihn reagieren, kleine Dialog-Szenen, an deren Ende der Tod den jeweiligen Menschen mit der absteigenden Tritonus-Folge zu sich nimmt:
- Der kranke Bettler
- Der Bauer
- Das Mädchen (das ist die Szene „Der Tod und das Mädchen“, die durch das Gedicht von Matthias Claudius und dessen Vertonung durch Franz Schubert bekannt ist)
- Der Kaufmann
- Der Mönch (bei dessen Auftritt das Anfangs-Ritual wiederholt und der Choral „Mit Fried‘ und Freud fahr‘ ich dahin“ zitiert wird.)
- Der Soldat
- Der König (der am meisten zu verlieren hat und sich am heftigsten wehrt)
Das Werk entstand im Hebst 2021 für das „Ensemble Dimensions“ – während der Corona-Pandemie war die Erinnerung an das späte Mittelalter wieder gegenwärtig.