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Wolfgang-Andreas Schultz

Die dreizehn Monate

Einige persönliche Bemerkungen

Ohne einen Anstoß von außen wäre ich nie auf die Idee gekommen, die Monats-Gedichte von Erich Kästner (veröffentlicht 1955) zu vertonen, erstens, weil ich sie gar nicht kannte, und zweitens, weil das nicht die Art Lyrik ist, auf die ich als Komponist spontan anspreche.

Es begann mit der Bitte einer Freundin, von Beruf Geigerin, aber auch mit Gesangsausbildung, den "Oktober" zu vertonen, den sie auf einer Geburtstagsfeier im Oktober 2009 vortragen wollte – die Klavierbegleitung bitte ganz leicht – sie wollte sich selber begleiten!

Diesen Wunsch erfüllte ich ihr gerne. Bald darauf bekam ich vor ihr einen selbst gebastelten Kalender für das Jahr 2010 geschenkt mit den zu den jeweiligen Monaten passenden Gedichten – ein Wink mit dem Zaunpfahl (der auch so gemeint war)! Ich schenkte ihr dann eine weitere Komposition, im Jahr darauf noch eine – und ich entdeckte, dass mir die Vertonung dieser Texte viel Freude machte und Ausdrucksbereiche in mir wach rief, die etwas in den Hintergrund getreten waren, seit ich keine Opern mehr komponiere.

Inzwischen war klar, dass die Klavierbegleitung – gerade in den schnellen Stücken – schwerer geworden war, und so engagierte die Freundin für die Aufführung der zu diesem Zeitpunkt (2013) vorhandenen fünf Lieder (Januar, März, Oktober, November, Dezember) einen Pianisten.

Und da kam – endlich – der Gedanke, irgendwann einmal den Zyklus zu vervollständigen; im Herbst 2015 war es dann so weit. Nach wie vor sollte weder die Gesangs- noch die Klavierpartie allzu schwer sein, so dass auch Liebhaber die Lieder aufführen können. Ich bewege mich als Komponist ja immer in einem Tonalität und Atonalität umfassenden Feld, aber in diesen Lieder gibt es, der leichteren Ausführbarkeit zuliebe, doch gelegentlich eine gewisse Verschiebung hin zur traditionellen Tonalität. Dennoch empfinde ich sie als Ausdruck meines persönlichen Stils, und was als scheinbar bedeutungslose Gelegenheitskomposition begann, wurde dann doch zu einem Werk, das ich der Öffentlichkeit übergeben kann.

Da die Lieder alle einzeln und nicht in der "richtigen" Reihenfolge entstanden, gibt es keinen formalen und harmonischen Gesamtplan, was es erlaubt, die Lieder auch einzeln oder in beliebiger Zusammenstellung aufzuführen.

Den Erben Erich Kästners, vertreten durch Rechtsanwalt Peter Beisler, danke ich für das Recht, die Texte vertonen zu dürfen.

Wolfgang-Andreas Schultz, im November 2015