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Wolfgang-Andreas Schultz

Apokalyptische Vision

Adagio und Fuge nach Dante für großes Orchester (1987-88)

Geschrieben als Studie zur polymetrischen Polyphonie. György Ligeti zum 65. Geburtstag gewidmet.

Das Orchesterwerk "Apokalyptische Vision" ist der Versuch, die Technik der Polymetrik zu benutzen, um eine komplexe Gleichzeitigkeit von verschiedenen Ausdrucksbereichen zu organisieren. Grundidee des Werkes ist die Verbindung der Vorstellung eines jüngsten Gerichts mit Bildern aus Dantes "Göttlicher Komödie".

Ein einleitendes Adagio von gedrückter Stimmung bereitet das Hauptstück vor, eine Fuge mit sieben Themen, wobei als Themen nicht nur melodische Linien, sondern auch vollständige Satzstrukturen auftreten.

Das Hauptthema ist das Thema des Posaunenengels aus der Apokalypse, das - wie in Bachs Konzertfugen - ritornellartig wiederkehrt, aber auch in die Verarbeitung einbezogen wird. Jedem Bereich der Welt Dantes sind dann zwei Themen zugeordnet: im Inferno die Themen der Klagenden und der Gefolterten, im Purgatorio die Themen der Büßenden und der Trauernden am Fluß Lethe, im Paradiso der Reigen der Seligen und die Vision der Himmelskönigin. Schließlich werden die Themen kombiniert durch Überlagerung: im oberen Klangraum wechseln sich Paradiso-Themen ab, dazu im mittleren die des Purgatorio und im unteren die des Inferno.